Nach all der Zeit vielleicht mal wieder ein Blick zurück. Nicht in mein Innenleben, in meine Ehe, oder in mein Schlafzimmer gar. Lasst mich stattdessen für Euch noch mal nach draußen schauen, auf die Affäre, auf die Frau, auf die ich mich eingelassen hatte mit Haut und Haaren.
Ich bin noch immer ganz gerührt zu sehen, wie viele von Euch hier so treu mitlesen. Vielleicht kann ich ja den einen oder die andere von Euch davor bewahren, meine Fehler zu wiederholen — oder dazu ermutigen, den Weg des eigenen Herzens weiter zu gehen, weiter zu suchen.
Berichtet hatte ich ja bereits, wie viel zerbrach, als ich meine Entscheidung getroffen hatte. Meine Affäre war beendet, und meine Ehe auch, alles nahezu im gleichen Moment: Während ich mir eine Wohnung suchte, um aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen, druckte meine Geliebte einige meiner intimsten e-Mails aus und schickte sie in einem Briefumschlag an meine Frau. Ganz sicher war sie auch an unserem Haus: Eines Morgens lehnte ein Geschenk, das ich ihr gemacht hatte, an unserer Haustür; es war reiner Zufall, dass ich es selbst fand und nicht eines unserer Kinder beispielsweise.
Kein Wunder eigentlich. Natürlich brauche ich nach so viel Nähe und Gemeinsamkeit nicht viel Phantasie, mir vorzustellen, wie verletzt sie war. Auch wenn ich, so meine ich, immer ehrlich war und klar gemacht habe, dass unsere Verbindung nicht für immer sein wird: In so einem Moment ist das selbstverständlich keine Erklärung und keine Entschuldigung. In ihrem Kopf, in ihrem Herzen war ich sicherlich „der eine“. Ich habe ihr Herz gebrochen.
Irgendwie hatte sie mich nach der ersten, vorläufigen Trennung darauf aufmerksam gemacht, ich weiß schon gar nicht mehr, wie genau: Sie legte einen anonymen Zweit-Instagram-Account an, mit zornigen, trotzigen Botschaften, noch Monate nach meiner Entscheidung zur Trennung. Über ein Jahr später kommentierte sie erneut einen Instagram-Post meiner Frau, als diese dort von einem Erlebnis berichtete, muss sie angestachelt haben. Jeder unserer Freunde konnte das sehen.
Es ist nicht einfach, über so etwas hinweg zu kommen.
Für mich übrigens auch nicht. Ich habe sie schließlich geliebt, da war nicht nur Sex. Noch immer denke ich an sie, an der Autobahnabfahrt, wo sie wohnt, an einem Parkplatz, wo wir uns manchmal getroffen haben. Ich beobachte heimlich ihr Instagram-Profil. Bis heute ist die Nutzung von Instagram für mich nicht ohne mulmige Gefühle möglich. Wenn ich sehe, dass sie einen längeren Zeitraum nichts gepostet hat, dann frage ich mich heimlich, ob es ihr gut geht, ob alles okay ist.
Aber will ich sie deshalb zurück? Nein. Die Erinnerung ist wunderschön, ich will die gemeinsame Zeit nicht missen. Sie ist ein Teil von mir. Ich habe viel gelernt über mich und über meine Bedürfnisse, über große Gefühle, über das Leben, über meine Prioritäten und über die Liebe.
Wir hatten uns versprochen, dass wir, sollte der Tag kommen müssen, erhobenen Hauptes auseinander gehen, dankbar für die gemeinsame Zeit. So leicht gesagt, doch so vermessen. Nicht zu machen.
In gewisser Weise bin ich ihr deshalb nun sogar so etwas wie dankbar, dass sie nach der Trennung so ausgeflippt ist, auch mich verraten und verletzt hat. Ich weiß nicht, ob ich sonst die Kraft gehabt hätte, von ihr zu lassen, gerade auch an dunkleren Tagen. Sicher hätte es mich um so stärker zu ihr zurück gezogen.
Auch deshalb bin ich nun darin bestärkt: Ich habe mich für den richtigen Weg entschieden.
Trotzdem wünsche ich ihr nur das beste. Wie es ihr wohl geht?